And Meanwhile a Lifetime
Kriege hinterlassen nicht nur physische Wunden. Angst, Verlust und Unsicherheit verfolgen die Opfer, aber auch ihre Kinder und Kindeskinder in einer sich ständig wandelnden Welt, deren Entwicklung weder linear noch vorhersehbar ist. Die Bögen umspannen Generationen. In jedem Leben kumuliert vieles, von dem wir wissen, und noch mehr uns Unbekanntes.
Während in »Motherland« der 12-jährige Kovas zum ersten Mal in seinem Leben die Heimat seiner Mutter betritt und sich damit für ihn eine Tür zu einem unbekannten Raum seiner Identität öffnet, sucht in dem Dokumentarfilm »Self Portrait« die Fotografin Lene Marie Fossen in ihren Schwarz-Weiß-Bildern nach einer Reflexion ihrer Identität, die für sie selbst schwer zu fassen ist. Nicht nur Herkunft und Prägung bestimmen, wer wir sind, sondern auch die Ziele, die wir uns setzen.
15:00 Freitag, 18. Juni 2021
Doublefeature „And Meanwhile a Lifetime“ – Teil 1
Stadttheater
Self Portrait
2020, Margreth Olin, Katja Hogset & Espen Wallin
Indem sie sich hinter die Kamera stellt, tritt sie vor den Vorhang. Die Fotografin Lene Marie Fossen dringt mit ihren Schwarz-Weiß-Bildern bis zum Kern der Existenz vor.
Lene Marie Fossen hat im Alter von zehn Jahren aufgehört zu essen – seither leidet sie an Magersucht. In ihren Fotografien setzt sie sich mit ihrer Krankheit auseinander und spürt dem Schamgefühl nach, das sie verfolgt. Ihrer Arbeit gibt sie damit eine zwingende Wahrhaftigkeit. »Self Portrait« erzählt aber auch von Lene Marie Fossens Überlebenskampf.
Zwei Regisseurinnen und ein Regisseur begleiten die Reise von Lene Marie Fossen über einen langen Zeitraum. Dabei nähern sie sich dem strahlenden Wesen der Fotografin in einer geradezu magischen Art und Weise und erlauben dem Publikum nicht, in sicherer Distanz zu bleiben. Durch diese Nähe entstehen nicht nur Vertrautheit und Empathie – die Zerbrechlichkeit ihres Körpers führt die Zuseherin, den Zuseher zurück zur eigenen Suche nach Orientierung.
Produktionsland
Norwegen
Drehbuch
Margreth Olin & Katja Hogset
Produktion
Margreth Olin
Kamera
Øystein Mamen, Lars Erlend, Tubaas Øymo, Espen Walli
Schnitt
Helge Billing
Ton
Håkon Lammetun
17:00 Freitag, 18. Juni 2021
Doublefeature „And Meanwhile a Lifetime“ – Teil 2
Stadttheater
Motherland
2019, Tomas Vengris
Viktorija ist vor 20 Jahren aus dem sowjetisch besetzten Litauen geflohen. Nun, Mitte der 1990er-Jahre, kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, kehrt sie mit ihrem 12-jährigen Sohn Kovas zurück, um das Anwesen der Familie für sich zu beanspruchen. Doch auf dem mittlerweile heruntergekommenen Bauernhof lebt heute eine verarmte russische Familie. Während Viktorija überlegen muss, wie weit sie für die Verwirklichung ihrer Träume bereit ist zu gehen, ist ihr in Amerika geborener Sohn mit einer ihm bis dahin unbekannten Seite seiner Identität konfrontiert.
In »Motherland« findet Tomas Vengris zu beeindruckend poetischen Bildern, mit denen er die Reise seiner Protagonistinnen und Protagonisten für das Publikum zu einer Reise durch Liebe und Sehnsüchte werden lässt, ständig getrieben von den ewig drängenden Fragen: Wo komme ich her? Wohin gehe ich? Matas Metlevski und Severija Janušauskaitė brillieren in den Rollen von Sohn und Mutter, in denen sich die Konflikte der verschiedenen Generationen spiegeln – persönliche Schicksale vor den langsam verblassenden Kulissen großer geschichtlicher Veränderungen.
Produktionsländer
Litauen
Lettland
Griechenland
Deutschland
Drehbuch
Tomas Vengris
Produktion
Uljana Kim
Kamera
Audrius Kemežys
Schnitt
Tomas Vengris
Ausstattung
Ramūnas Rastauskas
Kostümi
Agnė Rimkutė
Make-Up
Ušra Rosegard
Ton
Saulius Urbanavičius
Musik
Kārlis Auzāns